„Das Krokodil fährt rechts…“

 

Mit der Koordinativen Bewegungserziehung B.A.L.U.® werden Kinder auf die Teilnahme am Straßenverkehr vorbereitet

 

„BALU, können wir endlich anfangen?“ kreischt ein Kind mit strahlenden Augen. „Soll ich euch eine Geschichte erzählen?“ fordert Oliver Otto, der Initiator des B.A.L.U.®- Projektes, ein wenig Geduld ein und nimmt die Kinder mit in seine Welt.

In eine Welt, in der Kinder kreativ spielen können, sich bewegen können ohne Verbote und ohne bei der ersten Unachtsamkeit vom nächsten Auto überfahren zu werden.

 

Und so sieht man die Vorschulkinder nicht motzend und streitend in der Ecke schmollen, sondern mit bunten Reifen durch den vorgegebenen Verkehrsparcours springen. „Auf welcher Seite muss man im Straßenverkehr fahren?“ fragt Otto und sammelt die Kinder um sich. „Links oder rechts, oder ist das total egal?“ „Links!“ schreit Luis vorlaut. „Nein, rechts. Ich weiß das sicher!“ entgegnet Lotta. „Mein Papa hat rechts gesagt!“ „Und für was ist die durchgezogene Linie?“ „Die darf man nicht überfahren!“ antworten die Kinder gemeinsam.

 

Hört sich eigentlich gar nicht so schwer an. Aber wenn die Kinder in Bewegung sind, fallen ihnen die Regeln, die doch so leicht sind, vermeintlich schwer. Sie lassen sich noch leicht ablenken und das Gefahrenbewusstsein entwickelt sich erst nach und nach. „Stopp!“ hält Otto Paul an, der gerade mit Vollgas über das Stoppschild gefahren ist, „was bedeutet denn das rote Schild mit den vielen Ecken?“ „Das ist ein Stoppschild!“ antwortet er kleinlaut und fühlt sich erwischt. „Was muss man da machen?“ strickt Otto die Unterhaltung weiter. „Ganz stehenbleiben und erst weiter fahren, wenn die Straße frei und sicher ist!“ weiß Paul. Warum nicht gleich so!

 

Eine höhere Sicherheit der Kinder und erste Erfahrungen im Straßenverkehr waren für den ehemaligen Bundesligafußballer Oliver Otto Grund genug um im Jahre 2010 sein Programm für eine „Koordinative Bewegungserziehung“ in Wernau vorzustellen. Und wenn man ihn so tapsend und fröhlich zwischen den Kindern sieht, muss man sagen, dass der Name B.A.L.U.® auch sehr gut zu ihm und seinem Programm passt.

 

B.A.L.U. ® ist eine registrierte Marke. Die Abkürzung steht für B wie Balance, A wie Antrieb und Antizipation, L wie Lokomotion (Bewegung) und U wie Umsicht im Verkehr.

 

7 Kindergärten mit insgesamt 67 Kinder nehmen im Jahre 2016 an B.A.L.U.® in Wernau teil. Jedes Kind darf an 2 Nachmittagen im April und Juli seine Erfahrungen im und mit dem Straßenverkehr machen. Möglich machen dies die BKK Bosch Wernau, die Stadt Wernau und Oliver Otto, die das Projekt auch schon vor sechs Jahren zusammen ins Leben gerufen haben.

 

„Auf zur tierischen Bewegungsbaustelle!“ unterbricht Otto das muntere Treiben. An verschiedenen Stationen mit Koordinationsgeräten wie dem Stabilisator, dem Wipp-Brett, einem Fun-Wipp und einem Reitpedalo schaffen die Kinder eine Grundlage für die Teilnahme am Straßenverkehr. „Jetzt versuche einmal wie ein Krokodil auf dem Federbrett zu liegen und mit den Beinen zu schnappen“, sagt er zu Mia. Sie lernen ihren Körper mit witzigen Übungen aus dem Kinderyoga und der allgemeinen Gymnastik, die Otto selbst liebevoll für sein Projekt gestaltet hat, kennen. „Um im Straßenverkehr bestehen zu können, benötigen die Kinder praktische Erfahrungen im kognitiven und koordinativen Bereich. Nur durch eigenes Erleben von Situationen und durch das Aufbauen von Bildern in ihren Köpfen entwickelt sich ein Bewusstsein für die Gefahren, die im Straßenverkehr auf sie lauern. Auch einmal ein Auffahren auf ein anderes Kind gehört dazu.“

 

Als Mia gemütlich auf der linken Seite der Straße vorbeifährt, ertönt ein lautes „das Krokodil fährt rechts“ aus Ottos Richtung. Mia grinst. Das hat sie auch gleich verstanden.

 

Laut Zahlen des Deutschen Verkehrssicherheitsrates im Jahr 2014 ist die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder auf 28.674 Kinder gestiegen. „Kinder gehören zu den besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern. Sie brauchen unsere Unterstützung“, mahnt Otto eindringlich.

 

 

 

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