Schmatz&Schwitz – Das sagt die Presse

Sport und Kochen bei „Schmatz und Schwitz

WERNAU: Die drei Deutschen Meister Oliver OttoRoy Kieferle und Walter Fröschergestalten einen besonderen Schultag – Premiere am 6. Mai

Fußball-Meister Oliver Otto bringt zum Sporttag seine Gaudi-Spielgeräte mit ins Wernauer Stadion, hier bei einem Projekt in der Teckschule.

Von Regina Schultze

Er kommt immer wieder auf neue Ideen, damit sich Kinder bewegen, Spielgeräte ausprobieren, balancieren, rennen, Stelzen laufen, kurz: Spaß am Sport finden und gesundes Leben lernen. 20 Mal im Jahr sattelt der Wernauer Sportlehrer Oliver Otto sein Spielmobil mit dem Namen „Gaudi“. Dann packt er die hölzernen Roller, Räder, Gokarts, Pedalos und Balanciergeräte an Schulen, in Firmen oder auf Freizeiten aus. Kinder aller Altersgruppen dürfen sich frei bedienen – und jeder findet ein Gerät, mit dem er ein Erfolgserlebnis hat. Nun hat sich der 38-Jährige etwas Neues ausgedacht: Diesmal kommt zur Bewegung die gesunde Ernährung dazu.

Spitzenkoch und Cocktail-Mixer

„Schmatz und Schwitz“ hat der zweifache Vater seinen neuen Coup genannt. Am Freitag, 6. Mai, ist Premiere. Dann verbringen alle Wernauer Dritt- und Viertklässler einen Schultag mit Sport und Spiel, Einkaufen, Kochen und Cocktails mixen. Diesmal bespaßt Oliver Otto die Acht- bis Zehnjährigen nicht alleine: Drei Deutsche Meister kümmern sich um die 220 Kinder und opfern einen ganzen Tag – trotz vieler eigener Termine und ohne einen Cent dabei zu verdienen. „Wir wollen was bewegen“, bekräftigt Oliver Otto, der von seinen langjährigen Freunden Roy Kieferle und Walter Fröscher sofort die Zusage bekommen hatte.

Otto selbst war fünf Mal Deutscher Meister im Fußball. Schon in der B-Jugend des VfB Stuttgart, aber auch 1992 mit den Aktiven. Bekocht wurde der VfB damals von dem Schwarzwälder Spitzenkoch Roy Kieferle. Der Mann aus Dobel erklärte nicht nur dem 17-jährigen Nachwuchskicker Otto, dass er sich schlecht ernähre, er gab allen Spielern Ernährungstipps und kochte auch mit manchen zuhause. Der Stuttgarter Walter Fröscher ist Deutscher Meister im Cocktail-Mixen. Seine Künste zeigt er an der mobilen Bar im Wernauer Stadion, an der er den Kindern beibringt, mit Fruchtsäften und Joghurt leckere Drinks zu shaken. Im Stadion startet um 9.30 Uhr der Sporttag. Dann teilen sich die Gruppen: Die Kochkinder, die in der Schlossgartenschule gesundes Müsli und Dinkel-Pfannkuchen fürs Mittagessen zaubern werden, gehen zuerst einmal mit Roy Kieferle einkaufen. „Sie sollen einen Bezug zu gesundem Essen bekommen.“ Für die anderen Gruppen beginnt um 10 Uhr ein Fußballturnier. Den ganzen Tag über stehen die Geräte des Spielmobils und der Bewegungsbaustelle zum Toben, Rollen und Balancieren bereit. Mittags servieren die kleinen Meisterköche ihren Klassenkameraden Dinkel-Pfannkuchen mit Apfelkompott. In einer späteren Schulstunde sollen sie ihr Wissen weitergeben. Nachmittags treten die Klassen zu Wettkämpfen an, neben Laufstaffeln und Völkerball gibt es den Holländer-Biath­lon. Ein Holländer ist ein Gokart-ähnliches Gefährt, das durch Armbewegungen fortbewegt wird.

Längste Schlange der Welt

Zum Schluss geht die „längste Schlange der Welt“ auf die Stadionrunde: Hand in Hand joggen alle Kinder gemeinsam 400 Meter. „Für viele ist das schon ein Problem“, meint Otto über die weniger sportlichen Kinder, die er mit seinen spaßigen Angeboten zum Sporttreiben verführen will.

„Über das Schulprogramm erwische ich auch die, deren Eltern sie nicht in Sportvereine schicken“, freut sich Otto. Die Eltern können übrigens an dem Tag gerne zuschauen und sich Anregungen mitnehmen – sowohl für das Thema gesundes Essen als auch für die Bewegung.

Cooler Sporttag mit Cocktails und PowerMüsli

WERNAU: 220 Schüler testen das Projekt „Schmatz und Schwitz“

 Von Regina Schultze

Geschwitzt haben gestern wohl alle, auch wenn sie keinen Sport getrieben haben. Und gestrahlt haben viele Gesichter bei der Premiere des Projekts „Schmatz und Schwitz“ des Wernauer Sportlehrers Oliver Otto. „Das ist viel toller als ein normaler Sporttag mit Weitsprung und so“, erklärt Isabell (10), die sich gerade mit ihrer besten Freundin Alessia (9) einen selbst gemixten Cocktail teilt. „Es gibt vieles, was man ausprobieren kann.“ Vor dem Fußballspielen haben sie sich gedrückt und lieber die Roller und Räder des Spielmobils ausprobiert, die im Stadion im Neckartal bereitstehen. Alle Wernauer Dritt- und Viertklässler, insgesamt 220 Kinder, haben ihren Schultag mit Sport und Spiel, einkaufen, kochen und Cocktails mixen verbracht. „Cool“, findet ihn Isabell.

Der Schiri war ungerecht

„Oli, sind wir im Halbfinale?“, will ein Junge vom Chef-Organisator wissen. Ein anderer beschwert sich aufgeregt: „Bei uns war der Schiri ein bisschen ungerecht, wir müssen doch nur ein Mädchen drin haben.“ Verhandeln, rät der Angesprochene, und ruft über Mikro die nächsten Paarungen auf: Italien gegen Chile, Deutschland gegen Ghana, Angola gegen Mexiko. „Wir haben 2:0 gewonnen, wir sind Portugal“, berichtet ein Kleiner stolz das neueste Ergebnis, das Otto in seine Listen einträgt. „Schweden hat 4:1 gegen Argentinien gewonnen“, meldet ein anderer.

 „Oli, der eine aus Australien hat Loser zu uns gesagt“, beschwert sich der nächste. „Superschön“, laufe der Tag, sagt Otto der Presse. Über all den Berichten und Antworten hat er den Anpfiff über Mikro vergessen, den er schnell nachholt und gleich dazusetzt: „Schweden soll jetzt zum Essen gehen, bringt eure Schalen mit.“ Im Zelt nebendran gibt es Müsli, das die Kochgruppe in der Schlossgartenschule zubereitet hat. „Ich bin der Roy“, hat sich dort der Schwarzwälder Spitzenkoch Roy Kieferle vorgestellt. „Wir machen jetzt ein tolles Super-Power-Müsli, das auch die Fußball-Nationalmannschaft bekommen hat.“ Sagt’s und schwingt die Apfelreibe. „Das ist sehr gefährlich, deshalb mach ich das. Das Müsli soll ja fleischfrei bleiben.“ Die Acht- bis Zehnjährigen grinsen. Dann hackt der ehemalige VfB-Ernährungsberater blitzschnell eine Banane mit geschlossenen Augen. „Bitte, wer klatscht da nicht?“, fragt er und erntet tosenden Applaus.

 Die Kinder dürfen dann selbst Bananen schneiden und eine essen. Schließlich war die 50-köpfige Gruppe schon einkaufen. „Das war anstrengend, wir mussten den ganzen Weg laufen“, stöhnen zwei beleibte Mädchen. Die Strecke ist geschätzte 500 Meter lang. Gestaunt hat Frank Unverricht von Edeka, dass die Kinder nur die besten Produkte ausgesucht haben: bio und regional. Ohne, dass das jemand gesagt hätte. „Das war phänomenal“, meint er. Die Einkäufe von etwa 500 Euro hat seine Firma spendiert. Joghurt, Honig und Dinkelflocken kommen in die Schüssel. „Da kriegt man mehr Kraft als von Haferflocken“, erklärt der Roy. Mit Müsli könne man „richtig denken in der Schule“. Ein Mädchen flüstert: „Ich glaub’, mir wird das nicht schmecken“. Andere spachteln schon: „Lecker“, meint Anna (8). „Wir machen das oft zuhause.“ Die Skeptische hat nun auch ihre Schale füllen lassen. „Doch, schmeckt gut“, meint sie nach ihrem ersten Versucherle. Die zwei Jungs mit Laktose-Intoleranz bekommen derweil eine Spezialmischung ohne Joghurt.

 Shakenshakenshaken

 Müsli und später Vollkorn-Pfannkuchen werden den hungrigen Sportlern ins Stadion gebracht. Dort schwitzt auch Walter Fröscher an der umlagerten Cocktailbar. „Bitte, bitte“, strecken die Kinder die Hände, als die nächsten Sechs zum Mixen dürfen. Diesmal ist der schüchterne Leon dabei. Ohne Fröschers Erklärungen abzuwarten, misst er Apfel-, Orangen-, Ananas- und Zitronensaft ab, kippt sie zu den Eiswürfeln im Shaker. „Jetzt glaub ich, dass Du schon lang gewartet hast“, sagt der geprüfte Barmeister, der 1996 Deutscher Meister im Longdrink-Mixen war. An seiner Schule in Untertürkheim gibt er auch Kinderkurse. Hier in der prallen Sonne mit nur sechs Plätzen ist es anstrengender. „Brombeer-, Mandarinen- oder Cranberrrysirup rein und wer mag noch einen Löffel Joghurt – und dann shaken, shaken, shaken“, ruft er. Wie Roy Kieferle hat auch er den Tag geopfert, ohne einen Cent zu verdienen. Dass die Kinder entzückt waren, ist sicher keinem von beiden entgangen.

erschienen in der Esslinger Zeitung vom 07.05.2011